Sanierungsmaßnahmen

PV-Experte im Interview: „Warum Stecker-Solaranlagen boomen“

Merlin Varol hat das Bremer Startup mySolarFuture mitgegründet. Wir sprechen mit ihm über die Stecker-Solaranlagen, die das Unternehmen entwickelt und vertreibt.

Solaranlage wird mit einem Stecker an das Stromnetz angeschlossen

In Deutschland interessieren sich immer mehr Menschen für sogenannte Balkonkraftwerke oder steckerfertige Solaranlagen. Über 400.000 solcher Anlagen sind laut Bundesnetzagentur bereits in Betrieb. Ist diese Technologie auch das Richtige für Dich? Erfahre mehr darüber. Wir haben mit einem PV-Spezialisten und Pionier im Bereich Balkon-Solaranlagen gesprochen – dem Mitgründer des Startups mySolarFuture.

Das Unternehmen mySolarFuture ist Teil des effi Partnernetzwerks. Lass Dich auf Wunsch direkt unverbindlich von den Expert:innen aus Bremen zu Stecker-Solaranlagen beraten.

Interview mit Merlin Varol vom Bremer Startup mySolarFuture

Merlin, Ihr habt mySolarFuture 2022 gegründet. Wie entstand die Idee für Euer Start-up und was ist Eure Mission?

Die Idee für mySolarFuture entstand aus unserer gemeinsamen Überzeugung, dass die Energiewende und der Kampf gegen den Klimawandel nicht allein in den Händen großer Energieunternehmen oder politischer Entscheider liegen sollte. Mein Mitgründer, Maurice Hott, und ich waren uns einig, dass jeder Haushalt die Möglichkeit haben sollte, aktiv an der Energieversorgung der Zukunft teilzunehmen. Mein Hintergrund im Management und die Leidenschaft für nachhaltiges Bauen sowie Maurices Expertise in der Elektro- und Informationstechnik haben sich perfekt ergänzt. Unsere Mission mit mySolarFuture ist es, nachhaltige Energiequellen für jeden zugänglich zu machen und dadurch einen signifikanten Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen zu leisten. Wir möchten es Haushalten ermöglichen, einfach und effizient in die Produktion erneuerbarer Energie einzusteigen, ohne dabei auf große Investitionen oder umfangreiche Installationen angewiesen zu sein. 

Lasst uns kurz über den Begriff sprechen: Stecker-PV oder Balkonkraftwerk? Ist das dasselbe? 

Stecker-PV und Balkonkraftwerk beschreiben zwar grundsätzlich dasselbe System zur Gewinnung von Solarenergie, aber wir erachten den Ausdruck „Stecker-Solaranlage” als den geeigneteren Begriff. Er betont nicht nur die einfache Handhabung und die universelle Einsetzbarkeit der Anlagen, sondern trägt auch dem neu angeschobenen Solarpaket Rechnung, das signifikante Neuerungen für die Nutzung von Solarenergie in privaten Haushalten mit sich bringt. 

Bundestag und Bundesrat haben das sogenannte Solarpaket Ende April 2024 verabschiedet. Was genau bedeutet das?

Das Solarpaket ermöglicht es nun allen Haushalten, die Stecker-Solaranlagen auf der Modulseite bis zu 2000 Watt zu dimensionieren. Damit einhergehend werden größere Wechselrichter installiert, die zwar auf die maximal zulässige Einspeiseleistung gedrosselt werden, jedoch die Perspektive bieten, dass die Anlagenleistung in Zukunft weiter angehoben werden kann.

Ein entscheidender Aspekt, der durch das neue Solarpaket adressiert wird, ist die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit des Verbauens von Batteriespeichern. Damit  wird einer der größten Kritikpunkte an Balkonkraftwerken ausgehebelt, nämlich dass der produzierte Strom direkt wieder verbraucht werden muss, da er sonst unvergütet zum Netzbetreiber geht. Mit der Möglichkeit, Batteriespeicher zu integrieren, kann der erzeugte Strom gespeichert und abgerufen werden, wenn er benötigt wird, ähnlich wie bei großen Photovoltaikanlagen. 

Warum erleben Stecker-Solaranlagen derzeit einen regelrechten Boom?

Zum einen hat das gestiegene Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutz in der Gesellschaft dazu geführt, dass immer mehr Menschen nach Möglichkeiten suchen, aktiv einen Beitrag zu leisten. Stecker-Solaranlagen bieten hier eine unkomplizierte und zugängliche Option, da sie im Vergleich zu großen Photovoltaikanlagen ohne großen elektrischen Installationsaufwand in Betrieb genommen werden können. Und dank des eben schon genannten Solarpakets punkten diese Anlagen jetzt auch bei der Wirtschaftlichkeit. Durch die Möglichkeit, Batteriespeicher zu integrieren, können Haushalte ihren selbst produzierten Strom speichern und nutzen, wann immer er benötigt wird.

Haushalte mit Stecker-Solaranlagen sind auch unabhängiger vom Stromversorger und können deutlich mehr Energiekosten sparen. Diese Unabhängigkeit, kombiniert mit der Möglichkeit, einen direkten Beitrag zur Energiewende zu leisten, macht Stecker-Solaranlagen so attraktiv. Weitere Vorteile sind die relativ geringen Anschaffungskosten, das unbürokratische Anmeldeverfahren und die kürzere Amortisationszeit von Stecker-Solaranlagen. Und zu guter Letzt sind die Anlagen in nahezu jeder Situation einsetzbar, auch in Umgebungen mit begrenztem Platzangebot, solange gute Sonnenbedingungen vorherrschen.

Inzwischen gibt es solche Anlagen ja sogar sehr günstig beim Discounter zu kaufen. Was haltet Ihr von diesen Angeboten?

Wir sehen die Verfügbarkeit von Stecker-Solaranlagen in Discountern grundsätzlich positiv, da sie die Aufmerksamkeit und das Interesse an nachhaltiger Energieerzeugung steigert. Es ist ein Zeichen dafür, dass die Technologie immer mainstream-tauglicher wird und eine breitere Zielgruppe erreicht. Dies trägt zur Demokratisierung der Energiewende bei, indem es jedem ermöglicht wird, aktiv Teil der Lösung zu sein.

Allerdings ist es wichtig, dass Kund:innen beim Kauf solcher Anlagen gut informiert sind. Billigangebote führen in der Regel zu Kompromissen bei Qualität und Leistungsfähigkeit. Wir empfehlen, auf die Zertifizierungen und Garantien der Komponenten zu achten und sicherzustellen, dass der Anbieter zuverlässigen Support und Service bietet. Produkte aus Discountern oder Baumärkten bieten häufig nicht das Niveau an Unterstützung und Service, das für die dauerhafte und sichere Nutzung solcher Technologien erforderlich ist. Es ist entscheidend, dass die Anlagen effizient, sicher und langlebig sind, um wirklich einen positiven Beitrag zur persönlichen Energieunabhängigkeit und zum Umweltschutz zu leisten.

Wie unterstützt mySolarFuture Interessent:innen beim Einstieg in die Photovoltaik?

Zuallererst bieten wir eine umfassende Beratung. Wir informieren über die passenden Solarlösungen, klären über die nötigen Installationsschritte und rechtliche Rahmenbedingungen auf. Wir führen Kosten-Nutzen-Analysen durch, um unseren Kund:innen zu zeigen, wie sich ihre Investition über die Zeit amortisiert und welche Einsparungen bei den Energiekosten zu erwarten sind. Alle unsere Produkte sind zudem hochwertig und erfüllen die strengen Sicherheits- und Leistungsstandards, was durch TÜV-Zertifizierungen gewährleistet wird. Ein wesentlicher Bestandteil unseres Angebots ist der dauerhafte Kundensupport und Service, der sicherstellt, dass unsere Kund:innen die bestmögliche Erfahrung mit ihren Anlagen machen. Zusätzlich beraten wir zur Integration von Batteriespeichern, was die Nutzung des selbsterzeugten Stroms flexibler macht und die Unabhängigkeit von externen Stromversorgern erhöht. Durch diese vielseitige Unterstützung ermöglicht mySolarFuture es jedem Haushalt, effektiv und informiert in die Welt der erneuerbaren Energien einzusteigen.

Was gibt es rund um die Installation zu beachten: Stecker-Solaranlage selber einbauen oder vom Profi montieren lassen?

Eine Selbstinstallation kann zwar kostengünstig sein, erfordert jedoch technisches Know-how und präzise Ausführung, um Sicherheitsrisiken zu vermeiden und die optimale Leistung der Anlage zu gewährleisten. Professionelle Installateure bringen die erforderliche Expertise mit, um die Anlage effizient und sicher zu installieren, was die langfristige Effizienz und Zuverlässigkeit erhöht. Zudem sind sie vertraut mit lokalen Vorschriften und können helfen, die Anlage bestmöglich auszurichten. Da Herstellergarantien und Versicherungen oft eine fachgerechte Installation voraussetzen, empfehlen wir generell, die Montage von einer Fachfirma durchführen zu lassen. Dies stellt sicher, dass alle technischen und sicherheitsrelevanten Aspekte berücksichtigt werden.

Wie viel vom eigenen Stromverbrauch lässt sich mit einer Stecker-PV decken?

Das hängt stark von der Größe der Anlage und den spezifischen Nutzungsbedingungen ab. Unter Berücksichtigung der aktuellen gesetzlichen Bestimmungen und bei Verwendung qualitativ hochwertiger Komponenten sowie einer fachgerechten Montage, kann man davon ausgehen, dass eine Stecker-PV-Anlage durchschnittlich etwa 800 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr erzeugen kann.

Diese Menge kann einen signifikanten Anteil des jährlichen Strombedarfs eines durchschnittlichen Haushalts abdecken. Der exakte Deckungsanteil hängt natürlich vom individuellen Stromverbrauch ab. Um eine bessere Vorstellung davon zu bekommen, welchen Prozentsatz des Gesamtverbrauchs die Solaranlage decken könnte, sollte man den tatsächlichen jährlichen oder monatlichen Stromverbrauch den erwarteten 800 kWh gegenüberstellen.

Was wünscht Ihr Euch von der Politik?

Wir wünschen uns eine Reduktion der bürokratischen Hürden und eine Vereinfachung der Genehmigungsverfahren. Darüber hinaus braucht es eine Erhöhung und Ausweitung von Förderprogrammen wie z. B. den Ausbau staatlicher Subventionen und finanzieller Anreize, einschließlich direkter Zuschüsse und Steuervergünstigungen. Zusätzlich sind Bildungsprogramme und Kampagnen zur Steigerung des öffentlichen Bewusstseins für die Vorteile der Solarenergie wichtig. Und zu guter Letzt brauchen wir eine kohärente und langfristig ausgerichtete Energiepolitik, die erneuerbare Energien konsequent fördert und die Energiewende aktiv vorantreibt.

Was sind Eure nächsten Ziele mit mySolarFuture? Wo seht Ihr Euch in 5 Jahren?

Wir haben uns ambitionierte Ziele für die kommenden Jahre gesetzt. Kurzfristig konzentrieren wir uns darauf, unseren Produkt- und Leistungskatalog zu optimieren und unsere Technologien weiterzuentwickeln, um die Effizienz und Benutzerfreundlichkeit zu verbessern. Wir planen auch, unser Vertriebsnetz auszubauen, um eine größere Marktabdeckung und besseren Kundenservice zu gewährleisten.

Mittelfristig zielen wir darauf ab, Partnerschaften mit lokalen Energieversorgern und Gemeinden zu stärken, um die Nutzung von Solarenergie in städtischen und ländlichen Gebieten weiter zu fördern. Zudem ist die Integration von Smart-Home-Technologien in unsere Systeme geplant, um die Energieverwaltung für unsere Kund:innen noch effizienter zu gestalten. 

In fünf Jahren sehen wir mySolarFuture als einen führenden Anbieter von Plug-and-Play-Solarlösungen über die Landesgrenzen hinaus. Unsere Vision ist es, dass jeder Haushalt die Möglichkeit hat, auf einfache und kosteneffiziente Weise seinen eigenen Strom zu erzeugen und so einen persönlichen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.

Merlin Varol, Gründer und Geschäftsführer von mySolarFuture

Merlin Varol, Gründer und Geschäftsführer mySolarFuture
Ingenieur für energieeffizientes und nachhaltiges Bauen

13.5.2024

News & Tipps rund ums Finanzieren und Sanieren

Zum Ratgeber

Schnell und sicher. Jetzt herunterladen:

Download Button für den Apple App StoreDownload Button für den Google Play Store